In diesem Papierlexikon beschreibe ich einen kleinen Überblick handgeschöpfter und industriell hergestellter Papiere. Ich habe nicht den Anspruch, eine vollständige wissenschaftliche Abhandlung über Papier zu schreiben. Ich freue mich, wenn es dir hilft, ein paar besonders schöne Papiere zu unterscheiden und du Lust bekommst selbst kreativ zu werden und eigene Papiere zu schöpfen.
In meinem Blog werde ich auf die verschiedenen Materialien eingehen und zeigen wie du Papier mit Naturfasern aus dem Garten schöpfen kannst. Ich habe bereits Papiere aus Kartoffelfasern, Mais, Zwieben und Spargel geschöpft und sehr interessante Ergebnisse erzielt. Im Laufe des Jahres beschreibe ich die Technik, wie mit Naturmaterialien schöne experimentelle Papiere hergestellt werden können.
Willst du weitere Informationen,Tipps und DIY-Anleitungen zum Thema Naturpapiere? Dann trage dich hier gerne in den Newsletter ein.
|
Handgeschöpfte Papiere |
Handgeschöpfte Papiere haben viele Bezeichnungen, die wohl bekannteste Bezeichnung ist das Büttenpapier. Oft höre ich die Bezeichnung "handgeschröpft" - das ist nicht der richtige Ausdruck für handgemachte Papiere. Schröpfen ist ein ein traditionelles Therapieverfahren und bedeutet „Blutsaugen“, also bitte nicht verwechseln. Jede Tradition hat eine eigene Spezialtechnik, jedes Land benutzt eigene Fasern und jeder verwendet eigene Arbeitsprozeße. Eine detaillierte Beschreibung aller Möglichkeiten würde den Rahmen hier sprengen und daher will ich so speziell nicht darauf eingehen. Der eigentliche Schöpfvorgang ist grundsätzlich bei allen von Hand geschöpften Papieren ähnlich und darum geht es hier. In meinen Anleitungen möchte ich daher auch nicht eine bestimmte Technik kopieren, sondern experimentieren und kreativ mit den Möglichkeiten umgehen, die uns der eigene Garten oder unsere Natur anbietet. Die Papiere aus meinem Shop schöpfe ich nicht selbst. Ich kaufe sie bei Großhändlern ein, mit denen ich schon viele Jahre zusammen arbeite. Manche Großhändler reisen auch in die Herstellerländer und kennen die Familienbetriebe mit denen sie kooperieren. Papiere, die ich aus Nepal und Mexiko anbiete, sind fair gehandelt. Der Verkauf und Vertrieb dieser Papiere ist für die dort lebenden Menschen besonders wichtig. Eine traditionsreiche Handwerkskunst bleibt so weiter erhalten und die Menschen verdienen durch die Herstellung und den Vertrieb der Papiere ihren Lebensunterhalt. In den einzelnen Papiersorten beschreibe ich die Herstellung der Naturpapiere. All die mühevollen Arbeitsprozeße sind reine Handarbeit. Jeder von Hand geschöpfte Bogen Papier ist ein Unikat. So gleicht kein Bogen dem anderen. Besonders auffällig sind dabei die Papiere mit eingeschöpften Naturmaterialien wie Blüten, Gräser, Tee, Algen oder Rinde. Hinzu kommt, dass einige Papiere nur hergestellt werden können, wenn gerade die gewünschten Blütenblätter oder Gräser zur Verfügung stehen. Es kommt vor, dass Farbe, Struktur, Größe, Oberfläche und Gewichte von Bogen zu Bogen nuancieren. Auch die Menge von Einschlüssen wie Blüten oder Gräser kann unterschiedlich sein. Und gerade dieser ausserordentliche Herstellungsprozeß macht die Naturpapiere so besonders und jeden Bogen einzigartig.
Papiersorten |
Algenpapier |
Algenpapiere werden industriell hergestellt sowie auch von Hand. Dem Papierbrei wird bei der Herstellung feiner Seetang hinzugefügt. Bei einigen Papieren wird der Tang aus einer Lagune von Venedig verwendet. Industriell hergestellte Algenpapiere lassen sich auch prima bedrucken. Sie haben eine feine leicht graue Oberfläche. Sie zählen zu den Naturpapieren und können mit vielen handgeschöpften Papieren kombiniert werden. Algenpapier im Shop
|
Baumwollpapier |
Für viele Industriepapiere sowie auch für handgeschöpfte Baumwollpapiere liefert die Baumwolle mit ihren weichen, angenehmen Fasern den Grundstoff zur Papierherstellung. Die Baumwolle, zu feinen Fasern zermahlen und mit Wasser vermischt, stellt den Papierbrei dar. Teilweise werden auch Reste aus der industriellen Stoffproduktion verwendet. Häufig werden diesem Grundstoff noch weitere Naturmaterialien zugefügt, z.B. Grashalme, Blüten, Kokosfasern, Strohstückchen. Schöne Beispiele dafür sind die in Indien hergestellten Baumwollpapiere mit echten Blüten. Unter den Baumwollpapieren findet man auch häufig so genannte "echte Büttenpapiere", die als Schreibpapiere angeboten werden oder auch Aquarellpapiere. Baumwollpapier im Shop Büttenpapier im Shop
|
Bierpapier |
Rohstoff dieser Papiere sind tatsächlich Brauereirückstände. Interessanterweise werden sie auch nach den Biersorten benannt. Mir sind Bierpapiere in den Sorten Lager, Weizen, Pils, Ale und Bock in verschiedenen Grammaturen bekannt. So wie auch bei den echten Biersorten variieren beim Bierpapier die Farbnuancen zwischen hellgelb und bräunlich.
|
Büttenpapiere |
Büttenpapiere werden von Hand hergestellt. Jeder Bogen wird einzeln mit einem Sieb aus der Bütte geschöpft. Die Bütte ist ein großes Gefäß in dem Faserstoffe in Wasser schwimmen, der Papierbrei oder auch Pulpe genannt. Mit einem Sieb hebt man diese Faserstoffe aus dem Wasser. Das Wasser fließt ab und die Faserstoffe verfilzen ineinander. Faserstoffe können Baumwolle, Kozofasern, Reisstroh, Stoff, Lokta und viele weitere Naturfasern sein. Durch diesen Vorgang entstehen die schönsten Papiere mit ihren unverkennbaren Büttenrändern, also die unregelmäßigen Ränder des Papierbogens und die einzigartigen Oberflächen. Während des Schöpfvorgangs können noch weitere Materialen hinzugefügt werden: Blüten, Gräser, Tee, Algen, Blätter und vieles mehr. Danach wird das noch nasse Papier auf ein Stück Filz gelegt und getrocknet. In Ländern wie Thailand, Nepal oder Indien werden viele Papiere in der Sonne getrocknet. Büttenpapiere im Shop
|
Chinapapiere |
Unter Chinapapieren verstehen wir die vorwiegend auf traditionelle Weise in China, Japan oder Korea aus dem Bast vom Maulbeerbaum hergestellten Papiere. Farbenfrohe Muster schmücken die bunt bedruckten Papiere. Vielen ist als Chinapapier auch das Wenzhou auf der Rolle bekannt. Dieses Papier kommt meist in der Kalligraphie zum Einsatz, es ist zwar ein Naturpapier, wird aber maschinell hergestellt. Es eignet sich auch für Lampenschirme, verschiedene Drucktechniken und Tuschezeichnungen.
|
gestrichene Papiere |
Papiere, bei denen die Oberfläche mit einem Gemisch aus Weißpigmenten und Bindemitteln bestrichen wird und die Papiere dadurch besonders dicht, glatt, sogar leicht bis stark glänzend sind. In der Regel sind gestrichene Papiere maschinell hergestellte Papiere, die bedruckt werden sollen. Die Poren werden durch den Aufstrich verschlossen und der Farbauftrag wird je nach Sorte sehr viel brillianter als auf den handgeschöpften Papieren. Verpackungen, Werbeprospekte, Glückwunschkarten sind nur ein paar Beispiele aus der Vielzahl von Verwendungsmöglichkeiten.
|
Hadernpapiere |
Auf manchen Schreibpapieren finden wir die Bezeichnung: hadernhaltig. Früher wurden Lumpen und alte, gebrauchte Stoffe eingeweicht und unter Wasserzufuhr zu feinsten Fasern zermahlen. Dieser Faserbrei wurde, wie in der Beschreibung oben, zu Büttenpapieren verarbeitet.
|
Hanfpapiere |
Die langen, festen Fasern der Cannabis-Pflanze liefern den Rohstoff für die beliebten Hanfpapiere. Hanfpapier im Shop |
Himalayapapiere |
Handgeschöpfte Himalayapapiere werden aus Loktafasern in Nepal produziert. Zusätzlich werden oft Einschlüsse von Blättern, Blüten oder anderen Materialien verwendet. Himalaya Papiere sind besonders alterungsbeständig. Als Himalayapapier bezeichnet man auch Loktapapiere, Daphnepapier- oder Nepalpapiere. Himalayapapiere im Shop |
Jeanspapiere |
Jeanspapiere werden aus Jeansstoffen zu Papier verarbeitet. Traditionell sind Jeansstoffe blau, so entstehen auch die Papiere in verschiedenen Blautönen. |
Kozo-Papier |
Für dieses Papier dienen als Rohstoff die Fasern von Maulbeerbaumarten. Die geschälte Rinde des Kozo-Papiere im Shop |
Lokta-Papier |
Die in meinem Shop angebotenen Loktapapiere sind fair gehandelte Papiere. Sie haben sich im Laufe der vielen Jahre, in denen ich mit Papieren arbeite als absolutes Lieblingspapier entwickelt. Für viele meiner Kunstarbeitenund Papierprojekte ist Loktapapier der Grundwerkstoff. In meinen Anleitungen und im Blog werde ich noch darauf eingehen. Noch heute werden Loktapapiere in Nepal nach uralter Methode aus der faserigen Rinde des Seidelbaststrauches gewonnen. Diese im Unterholz gedeihenden Gewächse, die die Nepalesen schlicht als Lokta- oder Papierbaum Lokta-Papiere im Shop |
Makime Papier |
Makime Papiere werden in Mexiko hergestellt. Wie Papyrus werden auch Makime Papiere nicht geschöpft. Der traditionsreiche Herstellungsprozeß ist dem der Papyrus-Herstellung ähnlich. Für Makime Papiere werden Fasern verschiedener Feigen-und Maulbeerbaumsorten benutzt. Die Fasern werden getrocknet, gewaschen und mit Holzasche versehen stundenlang gekocht. Dann werden die ausgewaschenen Fasern in verschiedenen Mustern auf eine mit Wachs eingeriebene Platte gelegt. Mit einem Schlegel werden sie solange ineinander gerieben, bis sich die Fasern verbinden. Danach werden die Bögen in der Sonne getrocknet. Ebenso wie die meisten Naturpapiere sind auch die Makime Papiere besonders langlebig und vielseitig einsetzbar. |
Maulbeerbaum-Papier |
siehe unter Kozo-Papier |
matt gestrichene Papiere |
Ebenso wie bei den gestrichenen Papieren werden die feinen Unebenheiten auf der Oberfläche durch mineralische Füllstoffe ausgeglichen. In der Regel sind dies maschinell hergestellte Papiere, die industriell eingesetzt werden. |
Metallpapiere |
Industriepapiere erhalten eine hauchdünne Metallschicht und sind so vielseitig einsetzbar, z.B. als Aromaschutz |
NepaLokta |
Der Begriff NepaLokta weist darauf hin, dass es sich um Loktapapiere handelt und Produkte, die aus Loktapapieren hergestellt sind. Unter dem Siegel von NEPALOKTA sind Handwerksbetriebe wie „Women Co-operatives“ & „Small Cottage Industry“ vereint, die sich zu sozialer Verantwortung, Umweltschutz und zum Erhalt von Kultur und Tradition verpflichtet haben. Es werden hauptsächlich Frauen eingestellt und keine Kinder beschäftigt. Diese natürlichen Produkte sind 100% handgemacht mittels unbearbeitetem Material, einfacher Technik und altertümlichen Fähigkeiten. |
Ölpapiere |
Industriell hergestellte Papiere werden mit Wachs oder Paraffin getränkt, um sie für bestimmte Zwecke zu nutzen. z.B. Butterbrotpapier |
Papyrus |
Papyrus zählt zwar zu den Naturpapieren, ist aber kein handgeschöpftes Papier. Papyrus im Shop |
Pflanzenfarbenpapier |
Nach dem Schöpfvorgang werden die einzelnen Bögen mit reinen Pflanzenfarben gefärbt, z.B. dem Extrakt |
Recycling Papier |
… das ist ein riesiges Thema - echtes Recycling Papier ist Umweltschutzpapier und bedeutet: 100% aus Altpapier hergestelltes Papier, während des Herstellungsprozesses nicht gebleicht, nicht gefärbt und in einem geschlossenen Wasserkreislauf hergestellt. |
Seidelbastpapier |
siehe unter Loktapapiere |
Strohseide |
Strohseiden werden aus der Rinde des Maulbeerbaums hergestellt. Die meisten Strohseiden, die wir hier kaufen, sind maschinell oder halbmaschinell hergestellt. Trotzdem bezeichnen wir diese Papiere als Naturpapier und sie ergänzen prima das Sortiment der handgeschöpften Naturpapiere. Die langen Fasern der Maulbeerbaumrinde bleiben bei diesen Papieren sichtbar und sorgen für das typische Bild des geschmeidigen, weichen Papieres. Auch hier werden einige Papierenoch mit weiteren Naturmaterialien vermischt: Strohstückchen, Gräser, Algen, Blätter und viele mehr. |